Ich kann gerade nicht glauben, dass sich mein erster Artikel (hier) zum Thema Glück eigentlich mit dem Gegenteil befasst: Unzufriedenheit. Aber sein wir ehrlich! Es gibt nicht grundlos ein ganzes Spektrum an Gefühlen. Auch, wenn uns die Instagramgurus gerne weiß machen wollen, dass positive Gedanken, Achtsamkeit und Mediation (vor laufenden Kameras?) das Erfolgsgeheimnis jedes glücklichen Menschen sind. Ich finde das verlogen und irgendwie auch lächerlich einseitig. Meine persönliche Erfahrung hat mich gelehrt, dass vor allem negative Emotionen wertvolle Wegweiser zum Glück sind. Sie zeigen uns nämlich besonders eindringlich, wenn etwas nicht stimmt. Nur so können wir unser Leben letztendlich positiv gestalten.
Du weißt, was du nicht willst? Perfekt, das reicht doch …
Wir sollten nicht permanent Kompromisse eingehen und um der Harmonie Willen akzeptieren, was wir eigentlich total scheiße finden. Den Job, der uns völlig sinnlos vorkommt. Die Partnerschaft/Ehe, die in die falsche Richtung führt. Oder eine Art zu leben, die sich überhaupt nicht nach uns selbst anfühlt. Ruhelosigkeit ist ein Warnsignal! Einfach weglächeln, ein gutes Mädchen sein, uns lebensbejahende Sprüche auf den Arm tätowieren lassen und hoffen, dass sie uns zu dankbareren Menschen machen? Nö.
Natürlich dürfen wir verdammt nochmal unzufrieden sein – auch mit einem von außen betrachtet fantastischen Leben. Denn nur so können wir alles, was uns unglücklich macht, eliminieren. Das beste dabei? Wer seine Zweifel ernst nimmt, hat realistische Chancen, wirklich glücklich zu werden!
Ändere was dich stört und du hast irgendwann, was du willst
Keine Sorge, ich bin kein Lifecoach, der Online-Kurse zum Thema Glück und Selbstliebe verkauft, um passives Einkommen zu generieren. Ich bin einfach jemand, der kack-unglücklich war und jetzt ein Leben führt, das mich total zufrieden macht. Ich stehe morgens auf uns denke mir: Geil! Was nicht bedeutet, dass ich immer grinsend durch die Gegend laufe und andere Menschen zu meiner Happy-Life-Methode bekehre. Das wäre vermessen. Denn Glück ist etwas sehr Individuelles.
Wie ich an diesen Punkt gekommen bin? Sicher nicht, indem ich mich meinem Schicksal ergeben habe. Sondern indem ich, jedes Mal, wenn sich die Unzufriedenheit aus irgendeinem Grund wieder einschlich, einfach änderte, was mich störte. Recht simpel oder? Das Studium machte mich nicht glücklich – ich brach es ab. In meinen Jobs fühlte ich mich schrecklich fehl am Platz – ich kündigte sie. Immer und immer wieder. Unsere Beziehung fühlte sich nach langem hin und her nicht mehr gut an – wir trennten uns (gottseidank) – und kamen ein Jahr später als zwei perfekt passende Puzzlestücke wieder zusammen.
Wir fühlten uns schon mit Anfang Zwanzig ohne Kinder unvollständig – wir beendeten das Teenie-Leben und gründeten eine Familie. Ich liebte meinen Job, nicht aber das Arbeitsmodell – ich kotzte mich aus und machte aus vielen Fahrten durch die Münchner Innenstadt und zig Präsenzterminen einfach einen digitalen Arbeitsplatz. Mich nervte, dass die ganze Vereinbarkeitskiste an mir hängen blieb und mein Mann weiterhin Vollzeit arbeitete – heute arbeiten wir beide Teilzeit und begegnen uns wieder auf Augenhöhe. Klar hätte mein Leben schlechter sein können, aber meine Unzufriedenheit motivierte mich eben, es besser zu machen. So, dass ich mich jetzt zu einhundert Prozent darin wohlfühle. Das sollte doch der Anspruch sein, oder?
Gib dich nicht mit weniger als deinem persönlichen „Happy End“ zufrieden
Menschen wie mich nennt man in unserer Gesellschaft übrigens gern mal „sprunghaft“. Aber ich weiß nicht, ob man das wirklich von mir behaupten kann. Denn ich bin seit dreizehn Jahren in einer Beziehung, seit fünf Jahren verheiratet, habe eine kleine Tochter, Babyboy on his way sowie ein wunderschönes, romantisches Haus auf dem Land, von wo aus ich (völlig flexibel) gemeinsam mit meinem kleinen Team in meinem Traumjob arbeite. Ja, das macht mich glücklich! Alles in meinem Leben ist genauso gekommen wie ich es mir erträumt hatte. Und jedes Mal, wenn jemand kam und mir einreden wollte, ich sei latent unglücklich und müsse mich endlich mit dem zufriedengeben, was ich nunmal hätte, habe ich einfach weggehört und mich trotzdem von der einen Sache getrennt, die mich unzufrieden machte. Der losgewordene Ballast ließ mich jedes Mal aufblühen und brachte mich meiner inneren Ruhe ein Stückchen näher. Ich reite keine toten Pferde, ganz einfach. Dinge, die sich nicht richtig anfühlen rigoros zu beenden, ist manchmal das cleverste, was man tun kann. Meine Unzufriedenheit hat mir persönlich, mehr als alles andere, dabei geholfen endlich mein Happy End zu finden.